2004
Wer kräftig jammert, der bringt es zu was
Die Schwarze Elf ehrte Aktive
Spaß machen ist eine ernste Sache
Nur wer jammert ist ein König
Direkt auf die Lachmuskeln
Stadthalle wird verzaubert
Viel geschunkelt, viel gelacht, so hat's die Schwarze Elf gemacht
Narren der Schwarzen Elf stehen in den Startlöchern
"Stark" ist's, wenn der Saustall zur Kulturhalle wird
Nur wer jammert ist ein König
Schweinfurt (19.01.2004) - Karnevalisten feiern keine runden Geburtstage, allenfalls die eckigen, den elften, 22., 33. und so weiter. Und so spricht die Schwarze Elf auch nur von einem kleinen Jubiläum in dem Jahr, in dem sie 50 Jahre alt wird. Geschenkt hat sie sich selbst ein Programm, das deutlich spritziger als das des Vorjahres ist und die TV-Aufzeichnung durch das Bayerische Fernsehen verdient, die am 6. und 24. Februar im Dritten Programm zu sehen sein wird.
Wer die Sitzungen der Schwarzen Elf besucht, der findet geregelte Verhältnisse vor. Es beginnt mit den jungen Stadtpfeifern und endet mit den Sonny Boys vom Baggersee. So auch heuer unter dem Motto "Frohgejammert - Sattgehungert", Viereinhalb Stunden Programm mit einem erneut glänzenden Peter Kuhn, urkomischen "Faschingsmuffeln", einer prächtig ausgestatteten und temperamentvollen Turn- und Tanzgruppe, einem angriffslustigen Adi Schön, um nur einige der Highlights vorneweg zu nennen.
Das Jammern auf hohem Niveau nimmt sich zum Auftakt des Abends "Paparazzo" Helmut Backhaus vor. Als Penner wacht er im "Bohlen- und Bretter-Staat" auf und will in Deutschland nicht den "Superstar", sondern den größten Liebhaber suchen: Kanzler Schröder, "Millionen stöhnen unter ihm". Backhaus holt aus zum großen politischen Rundumschlag. Stoiber, Friedmann, sie alle kriegen ihr Fett ab und dass Deutschland im Irak nicht erwünscht ist, hat einen ganz einfachen Grund, "wer will schon unser Maut-System".
"Hey Mädels" - Fabian Wahler ist der "fast erfolgreichste Mädchenheld von fast ganz Schweinfurt". Vom "ziemlich schwer verheirateten" Opa hat er wissen wollen, wie das mit der Liebe früher war. Er selbst verliebt sich in eine Traumfrau mit Gehfehler, weil sie "mit dem falschen geht".
Dazwischen immer wieder Tanz und Akrobatik. Die blutjungen Gardemädchen aus Grettstadt schwingen die Beine zu Gospel-Melodien und haben mit Mela Lurz und Marcel Saalmüller ein viel versprechendes Tanzpaar dabei, das es zusammen gerade mal auf 24 Jahre bringt.
Auf Landgang sind die Turner gegangen. Sie bandeln in St. Pauli mit den leichten Mädchen an und zeigen dann vor allem Sprünge, Salti und Schrauben mit einem Schwung, das man um ihre Gesundheit fürchten mag.
Dann die "Eintagsfliegen". Die Faschingsfamilie Paul hat die große Politik im Visier, das Dosenpfand als beste Kapitalanlage entdeckt, nennt Toll-Collect einen guten Namen, siehe Toll-Patsch und stellt fest, "Nur wer jammert ist ein König".
Adi Schön, der Mann für's Kommunale hat sich als Gärtner "querbeet durch Schweinfurt geackert". Eine Sonnenblume sieht er fest im schwarzen Beet, für den Wahlkampf muss sie nicht viel tun, bei so viel Sonne, lässt sich "gud run". Umgeben ist die Sonne freilich von reichlich Flachwurzlern und Kriechgewächsen, lästert Schön gekonnt, macht auch nicht vor der eigenen Haustür halt und nennt die Schwarze Liste "maß-geschneidert". Im Landtagswahlkampf hat der Gärtner bei der CSU siamesische Zwillinge entdeckt und Gerhard Eck auf seinen Plakaten als "Moshammer von Pusselsheim" empfunden.
Der Frage "Was ist typisch deutsch?" geht noch vor der Pause mit viel Liebe für's Detail die Turn- und Tanzgruppe nach. Da kommen prächtig ausstaffierte Schwarzwaldmädel, Gartenzwerge, rheinische Garden auf die Bühne und zaubern imposante Bilder.
Dann der Höhepunkt. Peter Kuhn, ein Wanderer in der Gesellschaft von Gerhard, Edmund und Angela. Sie alle wollen ihm die Richtung vorgeben, kein Wunder, dass er verloren geht und mit einem schweren Rucksack ziemlich allein gelassen durch die Landschaft irrt. In der bekannt Kuhnschen Souveränität und Originalität knittelt sich der Wandersmann durch die Niederungen der Politik.
Dann noch ein Männerballett mit einem witzigen "Ab in den Süden", Doris Bretscher und Oli Friedrich, die ihren Hund betrauern, der an Alitzheimer gestorben (nämlich von einem Alitzheimer überfahren worden) ist. Doris Paul hat ihren Keller entrümpelt, sucht nun ihr Glück auf dem Flohmarkt und muss erfahren, dass die Fress-Ständ' am Besten laufen, weil der Schweiferter halt Tag und Nacht frisst.
Kurz vor Schluss dann ein Wiedersehen mit Peter Kuhn, wenn die "Faschingsmuffel" ins "Muffelburger Stadttheater" laden und Gerd, Edmund und Angela mit viel Aberwitz das "Berliner Kasperletheater" geben. Dann, wie gesagt, die "Sunnyboys vom Baggersee" und ein kräftig beklatschter Auszug.
Karl-Heinz Körblein
Quelle: Schweinfurter Tagblatt vom 19.01.2004