

Schwarze Elf: Erzieherische Tipps für Angela und Sigmar
SCHWEINFURT · Kein Respekt vor den Großkopferten und eine geturnte Reise in die Unterwasserwelt - im 60. Jahr hat die Schwarze Elf am Freitagabend zur Faschingssitzung geladen.
Mit 60 Jahren feiert die Schwarze Elf 2014 zwar einen runden Geburtstag, doch wenn in diesem Alter viele Menschen ruhiger werden, dann drehen die Kolpingsnarren erst richtig auf. Die Jugend rückt mehr und mehr in den Vordergrund, nicht nur beim Prolog, der die Zuschauer gleich in seinen Bann zieht. Mit einer verjüngten Truppe warten die Turner auf, auch die Turn- und Tanzgruppe bringt bei den ’Mini’s’ neue Gesichter auf die Bühne. Und einen kompletten neuen Stapellauf wagt das Narrenschiff, das im vergangenen Jahr die Faschingsmuffel nach deren Rückzug ablöste. S’ wird immer schönner!“, Ein Motto, das in jeder Hinsicht passt.
Die Schwarze Elf hat auch für die Saison 2014 wieder ein hochklassiges Programm mit der bewährten Mischung aus Tanz, Akrobatik, Klamauk und ebenso frechen wie punktgenauen Büttenreden auf die Bühne der Schweinfurter Stadthalle gebracht. Ob politische oder gesellschaftliche Themen, die Akteure nehmen kein Blatt vor dem Mund, haben keinen Respekt vor Großkopferten jeder Couleur, spießen treffsicher die Fehltritte kleiner und großer Würdenträger auf. Auch so mancher Besucher dürfte bei einigen Beiträgen mal geschluckt haben.
„Wie kommen die bloß auf solche Ideen“, fragte sich so mancher Premierengast bei der Bühnenshow der Turner, die sich heuer dem Tauchen widmete. Dass die Jugend auf dem Vormarsch ist, war dem Programm anzumerken, so reiste die Turn- und Tanzgruppe per Facebook um die Welt und die neue Crew des Narrenschiffs musst feststellen, dass, wenn man sich zu sehr auf eine Telefon-Hotline verlässt, man doch schnell verlassen ist, vor allem dann, wenn der Käpt’n per Facebook zu einer Party auf dem Ozean einlädt, das aber gar nicht ernst meint.
Mit breitem Grinsen schließlich der wohlbekannte Satz: „Helau, Grüß Gott und Guten Abend.“ Kein Zweifel, es tritt Peter Kuhn auf, der sozusagen als Peter Lustig in Latzhose und breitem Grinsen den Bundeskindergarten vorstellte - mit „erzieherischen Tipps für Angela und Sigmar“.
Herbert Götz
Quelle: Volkszeitung Schweinfurt
SCHWEINFURT · Stadthalle | Am Freitag ist die Schwarze Elf mit ihrem Jubiläumsprogramm "`s wird immer schönner!" in die Sitzungskampagne 2014 gestartet. Ein Jubiläumsprgrogramm das dem Motto gerecht wird, dass das bunte, heiter ironische Bild der Fränkischen Fasenacht wiederspiegelt.
Ausgefeilte Büttenreden mit hintergrünigen politischen Watschen an die Großen von Welt und Stadt, Sketche die Lachtränen fordern, Darbietungen der Turn- und Tanzgruppe die einmal mehr deren Ausnahmestellung bestätigen sowie Musikeinlagen zum nachdenken, mitschunkeln und mitklatschen, dies alles bietet das Programm der Schwarzen Elf.
Unter der souveränen Leistung von Sitzungspräsident Ludwig Paul erleben die Gäste in der Stadthalle ein viereinhalbstündiges Programm das keine Wünsche offenlässt (außer einem flotteren Gastroservice) und das letztlich die Besucher einmal mehr begeistert und zu vielen Zugaberufen animiert.
sonntagsAnzeiger
Gelungener Auftakt der Schwarzen Elf im 60. Jahr der Kolping-Narren
SCHWEINFURT · Mit 60 Jahren feiert die Schwarze Elf einen runden Geburtstag, doch in den Ruhestand geht die Schwarze Elf noch lange nicht. Die Sitzung in der Stadthalle zeigte, dass auch oder gerade mit 60 Jahren die Gaudi so richtig losgeht, wobei die Jugend mehr und mehr in den Vordergrund rückt, nicht nur beim Prolog, der die Zuschauer gleich und gänzlich auf die bevorstehenden Stunden einstimmt. Mit einer verjüngten Truppe warten die Turner auf. Die Turn- und Tanzgruppe bringt bei den Mini's neue Gesichter auf die Bühne. Einen zweiten Stapellauf wagt das Narrenschiff, das im vergangenen Jahr die Faschingsmuffel nach deren Rückzug ablöste. „S' wird immer schönner!“ – heißt das Motto – ein Motto, das in jeder Hinsicht passt.
Die Schwarze Elf hat für die Session ein hochklassiges Programm mit der bewährten Mischung aus Tanz, Akrobatik, Klamauk und ebenso frechen wie punktgenauen Büttenreden auf die Bühne der Schweinfurter Stadthalle gebracht. Ob politische oder gesellschaftliche Themen, die Akteure nehmen kein Blatt vor den Mund, haben keinen Respekt vor Großkopferten jeder Couleur, spießen die Fehltritte kleiner und großer Würdenträger auf. Da bleibt es nicht aus, dass auch so mancher Besucher Bitteres schlucken muss.
„Wie kommen die bloß auf solche Ideen“, fragte ein Premierengast bei der Bühnenshow der Turner, die sich heuer dem Tauchen widmen. Dass die Jugend auf dem Vormarsch ist, war schon dem Programm zu entnehmen. Und so reiste die Turn- und Tanzgruppe per Facebook um die Welt. Die neue Crew des Narrenschiffs musste feststellen, dass, wenn man sich zu sehr auf eine Telefon-Hotline verlässt, man schnell verlassen ist, vor allem, wenn der Käpt'n per Facebook zu einer Party auf dem Ozean einlädt, das Ganze jedoch gar nicht ernst gemeint ist.
Erstmals im Programm: der 13-jährige Marco Breitenbach, der (wegen Skifreizeit) erst am Samstagabend seinen ersten Auftritt hatte. Als junger Turner tritt er in die Bütt und begutachtet die Turnerei von allen Seiten, erkennt schöne und nicht so tolle Aspekte, findet die vorgesehene Duscherei mit dem Trainer doch ein wenig seltsam und geht dafür - wie alle Kameraden auch - lieber nach Hause. Sport hat er zuvor natürlich betrieben, jeden Tag Golf und Tennis. „Na klar,“ tönt der Junge selbstbewusst, „an der Playstation“. Dass er turnt, verdankt er der Mutter, „denn wer zahlt, schafft an“. Wenn Marco mit unschuldigem Augenaufschlag zweideutig und frech wird, dann brüllt das Publikum.
Hausmeister Helmuth Backhaus hat heuer die Wahlen auf dem Zettel stehen, macht bei den Überschwemmungen an Elbe und Donau eine Politikerschwemme aus und freut sich über das Weihnachtsmärchen, bei dem Mutti Angela und Engel Gabriel die Geschenke verteilen. Für die kommenden Wahlen holt er aus den Urnen bekannte Gesichter heraus. Einer ist neu, hat mit den Wahlen nichts zu tun. Es ist der „Gröbatz“, der größte Baumeister aller Zeiten, der Bischof von Limburg. Jonas Paul hat bei den Maltesern sein „Bufdi“-Jahr absolviert und sich Gedanken gemacht. Er schreibt den Erwachsenen so einiges ins Stammbuch und amüsiert sich über den NSA-Skandal: „NSA ist doch nichts gegen Oma Frieda auf dem Land, die weiß noch mehr.“
Über die Freuden der Busreisenden berichten die Inhaber des Reisedienstes Sonnenschein, alias Bettina Niedermeier und Thomas Spath. Sie müssen sich auf der Berlintour mit einem frühpensionierten Lehrer (Manfred Göbel) herumärgern, der alles besser weiß und am Ende den Bus in den Totalschaden schickt.
Peter Kuhn kommt als Peter Lustig mit Latzhose und kümmert sich liebevoll lächelnd um den Bundeskindergarten, wo mit Bauklötzchen Großprojekte wie Flughafen und Elbphilharmonie entstehen. Er gibt „erzieherische Tipps für Erwachsene“ und sieht Sigmar Gabriel als künftigen Handelsvertreter.
Doris Paul regt sich über die Sauferei auf dem Weihnachtsmarkt auf, kommt aber bei einem ungeplanten Besuch auf den Geschmack und kann von den süßen Warmgetränken nicht mehr genug kriegen. Zum Bürgermeisterkandidaten hat sich Fabian Wahler gemausert, der einräumt, dass er keine Ahnung hat und erfährt, dass genau diese Qualifikation nicht zu unterschätzen ist. Wie er die Stimmen kriegt, weiß er schnell: Jeder der 1000 Einwohner kriegt ein Freibier, das sei billiger als jede Wahlkampfkampagne.
Stasi und Blasi, alias Ludi Paul und Adi Schön, kümmern sich um das politische Stadtgeschehen und sind heuer richtig bissig. „Im Vergleich zum Zeughaus war das Haus in der Jägerstraße richtig schnell entkernt.“ Warum die katholische Kirche immer wieder Probleme hat, haben die beiden herausgefunden: „Jesus war nur Gottes Sohn, der Bischof hat studiert.“
Schweinfurter Tagblatt
Die Schwarze Elf brilliert in ihrem Jubiläumsjahr
SCHWEINFURT · „`s wird immer schönner!“ ist das Sessionsmotto der Schwarzen Elf in diesem Jahr überschrieben. Kaum glaubhaft, aber doch wahr, das gebotene war noch schöner als 2013, die Narren der Kolping Familie setzen in ihrem 60. Vereinsjahr neue Akzente in der Fränkischen Fasenacht.

Eine Dame, die daran großen Anteil hat ist Ingrid Klier. Dies unterstreicht der Prolog wo venezianische Masken und Schalksnarr unter dem Titel: „Die Geburt der Narren“ um die Gunst des Publikum wetteifern. Es folgt der traditionelle Einzug von Elferrat und Stadtpfeiffern. Traditionell steigt auch der Hausmeister der Stadthalle, Helmuth Backhaus in die Bütt. Neu dagegen, diesmal mit Unterstützung von Tochter Jule. Das Wahljahr 2013, der Berliner Großflughafen und die GroKo stehen im Mittelpunkt seines heiter, ironischen Jahresrückblick. Das Spiegelbild für politische, aber auch kirchliche Doppelzüngigkeit, das hält Peter Kuhn diesmal in seiner beruflichen Rolle, als Erzieher, den Großen der Welt vor das Gesicht. Das Publikum im Saal, seine Kiga-Kinder, soll einmal anders werden als die Puppenmutter Angela, der Philipp und sein Brüderle oder der schreigewaltige Horst. Kuhn gelingt erneut ein Meisterwerk der „verpackten Worte“.
Als „Bufdi“ Bundes-Freiwilligen-Dienstangehöriger kommt Jonas Paul auf die Bühne. Er, der „ehr Furcht“ vor alten Leuten hat verbindet Wortwitz mit schmissigen Gesangseinlagen auf hohem Niveau. Von Jonas Paul zu Doris Paul, sie verrät Glühwein- und Eierpunsch beschwingt warum die „Weihnachtsmarktgegnerin“ zum „Weihnachtsmarktfan“ wird. Augenzwinkernd nimmt sie auch noch der Deutschen Weihnachtsschmuck-Wahn auf das Korn. Bleibt als, beileibe nicht letzter, Fabian Wahler in de Regie der Büttenredner. Als Bürgermeisterkandidat der A.F.F.E.N-Partei schlüpft er in eine Paraderolle. Besoldung nach A16, Dienstwagen und drei Sekretärinnen, sind die Gründe für seinen politischen Aufstieg in Niedernbach.
Bleiben wir in der Bütt, wo Stasi und Blasi (Ludwig Paul und Adi Schön) wieder Lokalkolorit auf die Schippe nehmen, Von der Haussprengung in der Jägerstraße über Zeughausumbau, Landesausstellung oder die zu hoch gehängten Pissbecken in der Schillerschule reicht ihr Spektrum der Schweinfurter Fettnäpfchen, die sie humorvoll verpacken. Einen erstklassigen Sketch bringt das Dreigestirn Bettina Niedermeyer, Manfred Göbel und Thomas Spath auf die Bühne. Meisterhaft gesetzte Pointen gepaart mit eindrucksvoller Mimik, der Applaus gehört ihnen.
Applaus gewöhnt, das sind die Mitglieder der Turn- und Tanzgruppe. Ob beim Eintauchen unter dem Meer oder der musikalischen Weltreise, jeder Auftritt endet mit begeisternden Zugaberufen aus dem Publikum. Kostüme, Tanz, Akrobatik und turnerische Highlights, die weit über 100 Mitglieder umfassende Gruppe ist eines der großen Aushängeschilder der Schwarzen Elf.
Bleiben noch „Das Narrenschiff“ von Kapitän „Schrottino“. Auch hier ergänzen sich Gesangsstücke und Sketche, das Männerballett, deren Tänzer als süße Teilchen zu Songs wie „Lolloi Pop“ über die Bühne „fegen“ sowie die „Rausschmeißer“ , Die „Sunnyboys vom Backersee.“ Fazit nach gut viereinhalb Stunden, „noch schönner“ wird schwer. Außer vielleicht bei der Bewirtung. Aber dafür ist ja nicht die Schwarze Elf zuständig.
sonntagsAnzeiger
Schwarze Elf ehrt Aktive - und einer bekam den höchsten Orden des Fasnachtsverbands
SCHWEINFURT · Es ist die höchste Auszeichnung, mit dem der Fasnachts-Verband-Franken (FVF) ein Mitglied einer Fasnachtsgesellschaft auszeichnen kann. Der Till sei aber kein Orden, den man sich mit den Jahren ersitzen könne, man müsse sich diese Auszeichnung wirklich erarbeiten. „Für Dein Engagement für unser Brauchtum fränkische Fasenacht darf ich Dir danken und Dich ehren mit dem Till von Franken,“ reimte Michael Metzger, Bezirkspräsident Unterfranken des FVF und rief Uwe Ludwig zur Verleihung auf die Bühne.
Seit 30 Jahren ist Uwe in der Turn- und Tanzgruppe der Schwarzen Elf aktiv. Seit 2004 fungiert er als organisatorischer Leiter – und es ist eine Menge Arbeit, rund 80 überwiegend junge Menschen unter einen Hut zu bringen. Durch seinen guten Draht zur Jugend und seinen Teamgeist habe sich Uwe Ludwig außerordentliche Verdienste in der Jugend- und Nachwuchsarbeit in der Turn- und Tanzgruppe erworben, hieß es. Außer diesem Engagement ist er auch Elferrat und verwaltet den umfangreichen Fundus der Schwarzen Elf.
Dank und Auszeichnung gab es auch für weitere fünf Akteure für deren langjährige Mitarbeit. Der Verdienstorden des Fastnachts-Verbands-Franken ist die zweithöchste Auszeichnung und die Voraussetzung dafür, vielleicht einmal für den Till vorgeschlagen zu werden. Zwei Akteure der Schwarzen Elf erhielten jetzt diese Auszeichnung. Katharina Kitz ist seit 1995 Mitglied der Turner, übernahm 1998 das Training der Gruppe, die mit ihrer tänzerisch geprägten Akrobatik stets einen Höhepunkt der Prunksitzungen darstellt. Alexander Zierhut ist seit 22 Jahren Mitglied der Turner und hier eine tragende Säule. Ein zuverlässiger Aktiver, der sein Können und seine Erfahrung weitergibt.
Drei Aktive erhielten den Verbandsorden: Renate Selinka organisiert seit vielen Jahren das Garderoben-Team. Sie und ihre Mitstreiter sind auch Mitglieder des Afrikakreises der Kolpingfamilie, die die Tätigkeit an der Garderobe ehrenamtlich verrichten. Birgit Wolf kam von der Grettstädter Garde zur Schwarzen Elf, tanzte dann jahrelang in der Turn- und Tanzgruppe und fungiert seit vier Jahren als Trainerin. Edgar Kitzinger obliegt als Elferrats-Sprecher seit Jahren die Einteilung und Organisation der Elferräte für die Sitzungen in der Stadthalle und für Gastbesuche.
Herbert Götz Quelle: Volkszeitung Schweinfurt
Jonas Paul: Der 20-jährige Bergrheinfelder hat sein Faschingstalent geerbt: Der Opa war in der Bütt, der Onkel ist Sitzungspräsident, der Vater steht auf der Bühne und die Mutter war auch schon bei „Fastnacht in Franken“ im Fernsehen. Ein Besuch.

Die Narren sind müde. Das Licht in der Schweinfurter Stadthalle ist längst gedimmt. Die Premiere der „Schwarzen Elf“ in der Fastnachtssession 2014 ist vorbei. Ein einsamer Luftballon wippt im Mittelgang träge hin und her. Es ist Viertel nach zwei in der Früh, und wer etwas erfahren will über das Innenleben der traditionsreichen Gesellschaft, für den bietet der Kehraus treffliche Antworten. Die Bühne, die Show, der Glanz – das ist oft genug nur der Schein, die wahren Geschichten spielen sich dahinter ab.
Einer der Letzten im Saal ist Georg Hümpfer. Früher war er Ingenieur, jetzt hebt der Rentner Stühle auf die Tische. Hümpfer ist keiner der Ordner, er müsste das nicht tun. Hümpfer ist der Gesellschaftspräsident, er sagt: „Ich kann doch vonden Leuten nix verlangen, was ich nicht selber mache.“ Dann fügt er etwas an, das oft zu hören ist an diesem Abend. Eigentlich hat die Antwort nahezu wortgleich jeder gesagt auf die Frage, was die Stärke der „Schwarzen Elf“ sei, das Geheimnis: „Dieser unheimliche Zusammenhalt. Oft sieht man die Mitglieder das ganze Jahr nicht, aber am 11.11. sind alle wieder da, und jeder weiß, wo anzupacken ist.“ Georg Hümpfer muss keine Sekunde lang überlegen.
In diesem Jahr feiert die Faschingsgesellschaft, eine Abteilung der Schweinfurter Kolpingfamilie, ihr 60-jähriges Bestehen. Höhepunkte der Session waren die Prunksitzungen in der Stadthalle, neun an der Zahl, allesamt ausverkauft: Insgesamt sahen somit 5400 Gäste das Jubiläumsprogramm unter dem Motto „’s wird immer schönner!“
Einige Stunden vor der Premiere sitzt Jonas Paul an einem der Besuchertische. Lässiges T-Shirt, die Haare sind frech nach vorne geföhnt. Jonas ist 20 Jahre alt und eine der jüngsten Entdeckungen in der fränkischen Fastnachtsszene. Am 21. Februar wird der Bergrheinfelder sein Debüt bei „Fastnacht in Franken“ geben, der Live-Prunksitzung des Bayerischen Fernsehens. Statt 600 Besucher wie hier in der Stadthalle wird ihm dann ein Millionenpublikum zuhören. Aufgeregt ist er, Angst hat er nicht: „Ich brauche das Lampenfieber.“ Das lässt ihn fokussieren, sagt er, und es sei ja weg, sobald er einen Fuß auf die Bühne setze. Früher hat Jonas Paul in Schweinfurt auch Eishockey gespielt, aber seine große Leidenschaft war auch da schon der Fasching. „Irgendwann musste ich mich entscheiden“, sagt er, „und ich glaube, ich habe die richtige Wahl getroffen. Mir macht es einfach tierischen Spaß, auf der Bühne zu stehen.“Mit seiner Gitarre und seiner Stimme und seinem Aussehen könnte er locker auch bei Dieter Bohlen vorspielen, aber Jonas reizt die Mischung aus Wortwitz und Gesang, er braucht irgendwie den Geruch der Konfettikanone. „Ich kann es schlecht beschreiben, aber hier im Fasching herrscht eine Atmosphäre, von der ich immer mehr haben möchte. Die Gemeinschaft ist einmalig.“ In Chemnitz studiert Jonas Medienkommunikation, aber trotz des Prüfungsstress’ lässt er keinen Termin aus. Fasching ist für ihn eine Herzensangelegenheit, keine Verpflichtung. „Ich könnte nicht mehr ohne“, sagt er. Dass ihm das Talent in die Wiege gelegt wurde, selten hat dieses Bild besser gepasst als bei ihm. Jonas’ Mutter Doris Paul stand 1996 und 1997 selbst bei „Fastnacht in Franken“ in der Fernsehbütt. „Das war eine tolle Erfahrung“, erinnert sie sich, „auch wenn die Popularität der Sendung bei Weitem noch nicht so groß war wie heute.“ Für Doris Paul (46), die in dieser Session in Schweinfurt als Weihnachtsmarktbesucherin Witze reimt, ist der Fasching eine heilige Zeit. Das ist so, seit sie sich erinnern kann. „Jonas ist im November auf die Welt gekommen, und im Februar bin ich schon wieder aufgetreten, während er in einer Babytrage hinter der Bühne lag.“ Heute begleitet sie ihren Sohn bei seinen bis zu 30 Auftritten in der Session. Auch Jonas’ Schwestern sind infiziert: Anna (16) und Lena (18) sind natürlich bei der Elf, gehören gemeinsam zu einer Turngruppe, die mit der genauso akrobatischen wie atemberaubenden Tanzshow „Unter dem Meer“ begeistert.

Der Saal füllt sich. Unter den Gästen ist auch Michael Glos. Im früheren Leben war er einmal Müller und Bundeswirtschaftsminister und auch Faschingsprinz in Gerolzhofen, der „Schwarzen Elf“ ist er seit langem verbunden. „Die Familie Paul ist großartig und ein Beispiel dafür, dass sich Talent vererbt“, sagt Glos. Er hat schon über Jonas‘ Opa Ludwig gelacht, der mit seinen 80 Jahren natürlich auch im Publikum sitzt. Glos mag diese Schweinfurter Faschingsgesellschaft, „weil sie Niveau hat und sich selbst nicht so wichtig nimmt, sondern das Publikum“. Die Stadthalle erreicht Betriebstemperatur. Jonas Paul absolviert seinen Auftritt souverän, ohne Hänger. Als Bufdi, also Absolvent des Bundesfreiwilligendienstes, erzählt und singt er über seine Erlebnisse. „Eigentlich sollte man ja vor dem Alter Ehrfurcht haben“, sagt er, „aber ich habe eher Furcht.“ Es ist der Auftritt, den er auch in Veitshöchheim auf die Bühne bringen wird – allerdings in gekürzter Version. Der Applaus beim Heimspiel ist groß, und wenig später, in der Pause, steht Vater Matthias Paul (49) im Foyer der Stadthalle. Das Wort würde dem Berufsschullehrer nicht über die Lippen kommen, aber es ist zu spüren, wenn er über seinen Sohn spricht: Stolz. Der Fasching ist für ihn, sagt er, ein wunderbarer Ausgleich. Er genießt die Wochen, in denen er aus seinem disziplinierten Berufsweltleben abtauchen kann in den Gegensatz. „Es ist schön, mal jemand anderes zu sein“, sagt er. Später wird er in einem Sketch als Kreuzfahrtschiffskapitän auf der Bühne stehen. Seine Autorität als Lehrer würde nicht leiden durch seine Faschingsaktivitäten. Im Gegenteil. „Manchmal fallen einem schwierige Eltern- oder Schülergespräche leichter, weil mein Auftritt die Türen geöffnet hat.“ Da ist einer, soll das wohl heißen, der ist gar nicht so bürokratisch. Weil jene Faschingsgesellschaften, die Akteure nach Veitshöchheim entsenden, einen Platz im Elferrat der Fernsehsitzung bekommen, wird der stellvertretende Gesellschaftspräsident der Schwarzen Elf, Matthias Paul, beim bislang größten Auftritt seines Sohnes live dabei sein – und mitfiebern. Wohlfühlen. Einer, der es geschafft hat, sich eine Rolle auf den Leib zu schreiben und darin doch wandelbar zu bleiben, ist Peter Kuhn. Er wartet an einem Tisch am Ausgang. Der Oberwerrner hat den Ruf der „Schwarzen Elf“ in die Fastnachtswelt hinausgetragen durch seine geschliffenen und hintersinnigen Büttenreden. Für ihn ist der Reim noch Werkzeug und kein Gegner. Kuhn gehört zum Inventar der TV-Sendung „Fastnacht in Franken“. Inventar nicht im Sinne von verstaubt, sondern von unverzichtbar. Er ist ein Meister des Worts, aber wenn er über die „Schwarze Elf“ spricht, seine Elf, dann haspelt er leicht, weil er nach Begriffen sucht, die nicht arrogant klingen sollen, aber aussagekräftig. Er landet schließlich bei einem schlichten Wort: „Zusammenhalt“, sagt er, „der Zusammenhalt hier sucht einfach seinesgleichen.“ Kuhn mag den ursprünglichen Fasching und vieles im Fernsehfastnachtsbetrieb erscheint ihm zu professionell, zu glattgebügelt, zu kabarettistisch: „Mir fehlt manchmal der Kokolores.“
Dass er in Veitshöchheim in Jonas Paul nun Schweinfurter Verstärkung erhält, freut Kuhn: „Jung, frech, frisch, das tut der Sendung gut“, ist er sich sicher. Die Freude ist auch auf der Gegenseite vorhanden, Jonas nennt Peter Kuhn eines seiner Vorbilder, „den kenne ich ja, seit ich laufen kann“. Allerdings legt der junge Spaßmacher Wert darauf, nichts kopieren zu wollen: „Ich wollte immer mein eigenes Ding machen“, sagt er. Für viele wie Michl Müller, Pierre Ruby oder die Altneihauser Feierwehrkapell’n war „Fastnacht in Franken“ so etwas wie die Initialzündung für eine veritable Karriere. „Künstler als Beruf ist im Moment nicht mein Ziel. Aber wenn es sich ergibt, warum nicht?“ Jonas Paul hält sich an das Kaisermotto: Schaun mer mal. Welche Ratschläge er Jonas für die Fernsehsitzung geben könne? Peter Kuhn überlegt nicht lange: „Der Jonas hat so eine Bühnenpräsenz, dem brauche ich nicht viel mitgeben. Er ist ja der Einzige, der bislang in sämtlichen Formaten des BR aufgetreten ist, von der Jugendsitzung über die Närrische Weinprobe bis nun zur ’Fastnacht in Franken’.“ Kuhn ist sich sicher: „Der Junge bekommt das hin.“