SCHWEINFURT · „Wir huldigen einem wunderschönen fränkischen Wort“, meint Sitzungspräsident Ludwig Paul, als er das Motto der Schwarzen Elf für 2012 erklärt. „Mir probiern‘s fei widder“, steht da auf dem Orden, mit Gewicht auf dem winzigen Ausdruck „fei“. Prallvoll mit hintergründigem Humor versprechen die Prunksitzungen zu werden, die am 20. Januar in der Stadthalle starten.
BURGKUNSTADT · Er hat den Till von Franken, ist Ritter der spitzen Zunge und des geschliffenen Wortes, ist Träger des Narrenbrunnenpreis – jetzt ist dem Büttenrednerstar der Schwarzen Elf und der Sendung „Fasching in Franken“, Peter Kuhn, mit dem goldenen Schuh ein weiterer, Preis, verliehen worden. Nur wenige Tage vor seinem ersten offiziellen Auftritt in die Bütt der Schwarzen Elf in Schweinfurt hat er den Preis von der Burgkunstadter Faschingsgesellschaft MCC Mainleus im Rahmen ihrer diesjährigen Prunksitzung verliehen bekommen. Burgkunstadt, erinnert mit dem Sonderorden an seine ehemals goldene Vergangenheit als Schuhmanufakturstandort; heute erhalten Künstler, die sich für die fränkische Fastnacht „die Haken ablaufen“ den goldenen Schuh. Erfunden hat ihn der rührige Faschingspräsident des MCC Wolfgang Hartmann.
Michl Müller, Klaus Karl Kraus, Norbert Neugierig und Pierre Ruby waren unter anderem unter den sieben vorherigen Preisträgern. „Er ist ein Künstler und ein Akrobat mit spitzen Worten; jemand, der Wörter so verdreht, dass Witz und Sinn sich vereinen“, lobte Laudator Franz Besold den 49-Jährigen. „Er ist der Beste, ein Genie und hat ein großes Stück von Ludwig Erhard“, meinte Besold. Peter Kuhn gab sich angesichts des vielen Lobs irritiert: „Bin ich jetzt alt? Sterbe ich bald? Es ist erschreckend dass ich in letzter Zeit mit so vielen Auszeichnungen überhäuft werde?“ In seiner Dankrede freute sich Kuhn aber, dass seine oft als kompliziert empfundenen Büttenredner beim Publikum auf so rege Begeisterung stoßen, wo doch „in der Fastnacht oft auf unterstes Niveau gesetzt wird.“ Den Einspruch aus dem Publikum von Seiten einer Delegation aus dem Rheinland konterte Kuhn elegant: „Wo kommen sie her? Ach, aus Köln. Köln wollte ich nicht explizit erwähnen, habe aber daran gedacht.“ Die Karten für die neun Sitzungen der Schwarzen Elf sind seit Wochen restlos ausverkauft.
SCHWEINFURT · Jedes Jahr warten Tausende faschingsbegeisterte Schweinfurter, in welche Rolle der Schwarze Elf-Büttenredner und Star der Sendung „Fasching in Franken", der unvergleichliche Peter Kuhn, wieder schlüpfen wird. Man kannte ihn in den Vorjahren als Wutbürger, als Kapitän, Weihnachtsmann, Rocker, Tunte und Scheich; das Schauspieltalent von der Jungen Oberwerrner Bühne schafft es leicht und locker, chamäleonartig in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen.
Regelmäßige Zuhörer
Nie scheinen ihm die Ideen auszugehen. Den Landespolitikern liest er so in verschiedenen Gestalten seit Jahren von Angesicht zu Angesicht die Leviten, ohne diese aber plump zu verurteilen. Auch Ministerpräsident Seehofer gehört neben anderen Landespolitikern zu seinen regelmäßigen Zuhörern beim Fasching in Franken. In der Büttenrednerszene zählt Kuhn mittlerweile zu den Ausnahmetalenten, manche sehen ihn als eine Art Lichtgestalt.
In den letzten Jahren war es bis zuletzt ein Geheimnis, in welches Kostüm er wieder schlüpfen würde. Nur wenige Eingeweihte wussten vor seinem Auftritt in der Schweinfurter Stadthalle, was er sich Geniales einfallen lassen würde, nichts davon sickerte durch. Dieses Jahr ist es anders. Kuhn hat erstmals im Rahmen der Verleihung der Burgkunstädter Sonderauszeichnung „Goldener Schuh" sein Geheimnis etwas früher gelüftet. Denn er wird dieses Jahr den Göttervater Zeus mimen und sich in seiner Büttenrede in weiten Teilen der Eurokrise widmen. Kuhn bedient sich dabei virtuos aus der griechischen Mythologie und schafft den Spagat in die Jetzt-Zeit: So findet sich Ex-Verteidigungsminister Guttenberg etwa als abgestürzter Ikarus wieder. Die Zuhörer in Burgkunstadt haben nach seiner Rede minutenlang Beifall gespendet.
Kuhn ist für seine ungebrochene Kreativität vielfach ausgezeichnet worden, hat den Till von Franken und den Frankenwürfel erhalten, ist zum Ritter der spitzen Zunge und des geschliffenen Wortes ger schlagen worden, ist Träger des Narrenbrunnenpreises und hat jetzt von der Faschingsgesellschaft MCC Mainleus die Sonderauszeichnung „Goldener Schuh" erhalten, weil er sich für die fränkische Fastnacht „die Haken abgelaufen" hat.
Ein Stück von Ludwig Erhard
Erfunden hat den Sonderorden der rühriger Faschingspräsident des MCC, Wolfgang Hartmann. Michl Müller, Klaus Karl Kraus, Norbert Neugierig und Pierre Ruby waren unter anderem unter den sieben vorherigen Preisträgern. „Er ist ein Künstler und ein Akrobat mit spitzen Worten; jemand, der Wörter so verdreht, dass Witz und Sinn sich vereinen", lobte Laudator Franz Besold, selber Büttenredner, den 49-Jährigen. „Er ist der Beste, ein Genie und hat ein großes Stück von Ludwig Erhard", meinte Besold. Peter Kuhn gab sich angesichts des vielen Lobs irritiert: „Es ist erschreckend dass ich in letzter Zeit mit so vielen Auszeichnungen überhäuft werde. Bin ich jetzt alt? Sterbe ich bald?" In seiner Dankrede freute sich Kuhn aber, dass seine oft als kompliziert empfundenen Bütten-reden beim Publikum so gut ankommen, wo doch andernorts „in der Fastnacht oft auf unterstes Niveau gesetzt wird." Die Schwarze 11 Schweinfurt ist auch dank Kuhns. Wirken im Moment die unangefochtene Nummer 1 der Schweinfurter Faschingsgesellschaften und gehört zu den führenden Faschingsgesellschaften in Deutschland.
SCHWEINFURT · Einen Fastnachtsauftakt nach Maß legte die Schwarze Elf bei ihrer Premierensitzung in der Stadthalle hin. „Mir probieren`s fei widder“ lautet das Motto der Saison 2012. Und wenn die Faschingsnarren der Kolpingfamilie damit andeuteten: Wir wollen die Besucher wieder begeistern, dann haben sie ihr Motto mehr als erfüllt.
Es ist die Klasse aller Akteure, die von der prunkvoll geschmückten Bühne aus, die Besucher in ihren Bann zieht. Dennoch sind vor allem drei Auftritte aus dem Gesamtreigen heraus zu heben. Zum einen ist dies der von Peter Kuhn. Seit vielen Jahren das politische Orakel der Schwarzen Elf. Wenn er in diesem Jahr als Gottvater Zeus seine Blitze in das politische- und soziale Tagesgeschehen schleudert funkt es mächtig. Der „Oberbürgermeister der Schwarzen Elf“, so Ludi Paul, findet in der griechischen Mythologie viele Gleichnisse für die Jetztzeit, wie am Beispiel der Hydra und der Banker.
Als Zweites sei die Turn- und Tanzgruppe genannt. In welcher Art die Akteure Papier- und Restmülltonnen leeren, welchen Inhalt sie herauszaubern ist Akrobatik der Spitzenklasse.
Abschied der Faschingsmuffel
Selbst bei schwierigsten Sprüngen haben sie immer ein Lächeln auf den Lippen. Bleiben nun noch die Faschingsmuffel. Nach 18 Jahren sagen sie Good Bye. Ist es leise Müdigkeit oder fehlende Motivation wenn Peter Kuhn sinniert: „Gardetänze, kennst Du einen, kennst Du alle“ oder „Guggenmusik, kennst Du ein Lied, kennst Du alle.“ Die Abschiedsshow ist zumindest ein großartiges karnevalistisches „Brönzer“ Abschlussfeuerwerk. Dass nach 18 Jahren weiterhin motivierte Stimmung herrscht, unterstreicht Jonas Paul. Vom kleinen Trompeter hat er sich nun zum Comedien hochgearbeitet, der auch schon mal Ausflüge ins politische macht. An Jahren älter ist Doris Paul, die diesmal als Zensus-Interviewerin aus der Schule plaudert. Sitzungspräsident Ludwig Paul nimmt mit seinem Freund Adi schön (Stasi & Blasi) so manche Ungereimtheiten im kommunalen Geschehen auf die Schippe. Ob das „katholische Feuerwehrauto in Niederwerrn“, der Bischoff als (f)innische ®ohnatur oder die Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters - Zündstoff gibt es für die Beiden allemal.
Wellness und Frauen am Steuer
In die Bütt steigen weiter Helmuth Backhaus, der als Hausmeister zur Fundsachenversteigerung einlädt und Fabian Wahler, der zwar bei seinem geschenkten Wellness-Wochenende einiges verwechselt, doch damit einen Volltreffer landet. Kurzfristig eingesprungen ist Bettina Niedermeier, der Sketchpartner Manfred Göbel über fahrende Frauen „grandelt“. Zumindest bis er merkt wer „im Wagen vor mir“ sitzt.
Bleiben noch die Turn- und Tanzgruppe mit der Kinder-Tanzgruppe. Das Männeballett, bei dem hoffentlich das Frühlingserwachen einsetzt und die Sunnyboys vom Baggersee, die ultimativen Rausschmeißer der Schwarzen Elf. Fazit nach rund fünf Stunden: Auch wenn es kleine Abstriche gibt, `s war fei widder gut.
SCHWEINFURT · Den „Till von Franken“ hat die langjährige Büttenrednerin der Schwarzen Elf, Doris Paul erhalten. Die Auszeichnung nahmen der Präsident des Fastnachtsverbandes Franken, Bernhard Schlereth, und der unterfränkische Bezirkspräsident Kurt Baumeister vor. Doris Paul steht seit 22 Jahren in der Bütt. Sie sang und spielte 18 Jahre in der Familienformation „Die Eintagsfliegen“, seit vier Jahren tritt sie solo auf. Doris Paul trat auch mehrfach in der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“ auf und repräsentieret die Schwarze Elf jährlich bei vielen Gastauftritten im fränkischen Bereich. Geehrt wurden auch Peter Stephan, Helmuth Backhaus und Sissy Steinert. Die drei Aktiven in der Schwarzen Elf erhielten den Verdienstorden des FVF. Präsident Bernhard Schlereth hatte bei seinem Besuch noch ein besonderes Bonbon für die Gesellschaft im Gepäck. Bei seiner Begrüßung lobte er die Prunksitzung der Schwarzen Elf als „die beste Prunksitzung in ganz Franken“. Dies, so Sitzungspräsident Ludi Paul, ist eine Auszeichnung und Ehrung, die allen Helfern auf und hinter der Bühne der Schwarzen Elf gleichermaßen gilt.
„Das Niveau muss rauf und nicht runter." Peter Kuhn über die Beiträge in der Fastnacht
Und seine Art unterliegt Regeln. Schlüssiger Aufbau der Rede, roter Faden, moralische Prinzipien: „Das Privatleben von Menschen gehört nicht auf die Fastnachtsbühne, es sei denn, sie haben es selbst zum Thema gemacht", sagt Peter Kuhn, so etwas wie das Gewissen der Fastnacht. „Man macht sich auch nicht über Unglücke oder Dramen lustig, sondern höchstens darüber, wie manche Leute damit umgehen."
Die Reden, erzählt Peter Kuhn, entstehen meist um Weihnachten herum, „da lege ich mich auf die Figur fest". Das Jahr über macht sich der Büttenredner keine Notizen, „denn wenn ich ein Ereignis vergessen habe, dann hat es das Publikum auch". Er blättert in einem Jahresrückblickmagazin und hält sich an die großen Dinge. So kommt es, dass er manchmal bis kurz vor dem ersten Auftritt an seiner Rede feilt, „manchmal brauche ich den Druck". Kuhn sagt aber auch: „Ich vertraue mir. Mittlerweile hilft mir auch die Erfahrung." Neulich hatte er trotzdem einen Albtraum: „Da sehe ich, wie der Sitzungspräsident mich ankündigt und ich stehe da und habe keine Rede." Doch in der Realität hat es noch immer funktioniert - und wie. Ob als Arzt für Deutschland, als Abgesandter aus Rom oder als Erklärer der Rechtschreibreform, seit zwei Dekaden ist Kuhn ein Garant für hintergründigen Reim. Dabei kommt er aus einer Familie, „die mit Fasching nichts am Hut hatte". Als Kind in Bad Mergentheim war sein Höhepunkt der Narretei die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz", das sei die einzige Sendung gewesen, „bei der man länger aufbleiben durfte". Aber Peter Kuhn schrieb gerne Gedichte, immer schon, und so wurde er irgendwann der Schwarzen Elf empfohlen. 1991 folgte die Premiere in der Bütt, er hat sie bis heute nicht verlassen. „Fastnacht in Franken", sagt der Pädagoge, „hat für mich tatsächlich eine besondere Relevanz." Die Sendung hat ihn über die Grenzen der Region hinaus bekannt gemacht, er wurde gebucht in Wiesbaden, in Kiel, in Düsseldorf. Vor allem der Auftritt in der Altbierstadt am Rhein hat bei dem Fasenachter einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das war ein schreckliches Erlebnis", sagt Peter Kuhn, „dort gibt es keine Seele, dort ist Karneval eine große Geschäftemacherei." Draußen im Flur, auf der Kommode liegt das Paket eines Kostümversands. Es enthält eine griechische Kutte. „Nur zur Sicherheit", sagt Peter Kuhn, „falls die Schneiderin nicht fertig wird." Aber natürlich ist sie fertig geworden. In diesem Jahr wird er in der Fastnacht als griechischer Göttervater Zeus erscheinen, die ersten Blitze hat er in Schweinfurt und Würzburg und anderswo geworfen.
30 bis 40 Auftritte hat er in dieser Session, in Nürnberg wurde er sogar noch für den politischen Aschermittwoch gebucht. Danach steigt er aus der Bütt und schlüpft in eine andere Rolle: In dem französischen Stück „Oscar" von Claude Magnier spielt er die Hauptrolle. Jene Rolle, die der unvergessene Louis de Funs 1967 ins Kino gebracht hat. „Schon als Kind hatte ich Schauspieler werden wollen", sagt Peter Kuhn, „mich hat's immer zur Bühne gedrängt." Er ist zufrieden, so wie es ist. Junge Oberwerrner Bühne statt Burgtheater Wien. Werntalstraße statt Philosophenweg.