2014
Schwarze Elf: Tipps für Angela und Sigmar
Gelungener Auftakt der Schwarzen Elf im 60. Jahr der Kolping-Narren
SCHWEINFURT · Mit 60 Jahren feiert die Schwarze Elf einen runden Geburtstag, doch in den Ruhestand geht die Schwarze Elf noch lange nicht. Die Sitzung in der Stadthalle zeigte, dass auch oder gerade mit 60 Jahren die Gaudi so richtig losgeht, wobei die Jugend mehr und mehr in den Vordergrund rückt, nicht nur beim Prolog, der die Zuschauer gleich und gänzlich auf die bevorstehenden Stunden einstimmt. Mit einer verjüngten Truppe warten die Turner auf. Die Turn- und Tanzgruppe bringt bei den Mini's neue Gesichter auf die Bühne. Einen zweiten Stapellauf wagt das Narrenschiff, das im vergangenen Jahr die Faschingsmuffel nach deren Rückzug ablöste. „S' wird immer schönner!“ – heißt das Motto – ein Motto, das in jeder Hinsicht passt.
Die Schwarze Elf hat für die Session ein hochklassiges Programm mit der bewährten Mischung aus Tanz, Akrobatik, Klamauk und ebenso frechen wie punktgenauen Büttenreden auf die Bühne der Schweinfurter Stadthalle gebracht. Ob politische oder gesellschaftliche Themen, die Akteure nehmen kein Blatt vor den Mund, haben keinen Respekt vor Großkopferten jeder Couleur, spießen die Fehltritte kleiner und großer Würdenträger auf. Da bleibt es nicht aus, dass auch so mancher Besucher Bitteres schlucken muss.
„Wie kommen die bloß auf solche Ideen“, fragte ein Premierengast bei der Bühnenshow der Turner, die sich heuer dem Tauchen widmen. Dass die Jugend auf dem Vormarsch ist, war schon dem Programm zu entnehmen. Und so reiste die Turn- und Tanzgruppe per Facebook um die Welt. Die neue Crew des Narrenschiffs musste feststellen, dass, wenn man sich zu sehr auf eine Telefon-Hotline verlässt, man schnell verlassen ist, vor allem, wenn der Käpt'n per Facebook zu einer Party auf dem Ozean einlädt, das Ganze jedoch gar nicht ernst gemeint ist.
Erstmals im Programm: der 13-jährige Marco Breitenbach, der (wegen Skifreizeit) erst am Samstagabend seinen ersten Auftritt hatte. Als junger Turner tritt er in die Bütt und begutachtet die Turnerei von allen Seiten, erkennt schöne und nicht so tolle Aspekte, findet die vorgesehene Duscherei mit dem Trainer doch ein wenig seltsam und geht dafür - wie alle Kameraden auch - lieber nach Hause. Sport hat er zuvor natürlich betrieben, jeden Tag Golf und Tennis. „Na klar,“ tönt der Junge selbstbewusst, „an der Playstation“. Dass er turnt, verdankt er der Mutter, „denn wer zahlt, schafft an“. Wenn Marco mit unschuldigem Augenaufschlag zweideutig und frech wird, dann brüllt das Publikum.
Hausmeister Helmuth Backhaus hat heuer die Wahlen auf dem Zettel stehen, macht bei den Überschwemmungen an Elbe und Donau eine Politikerschwemme aus und freut sich über das Weihnachtsmärchen, bei dem Mutti Angela und Engel Gabriel die Geschenke verteilen. Für die kommenden Wahlen holt er aus den Urnen bekannte Gesichter heraus. Einer ist neu, hat mit den Wahlen nichts zu tun. Es ist der „Gröbatz“, der größte Baumeister aller Zeiten, der Bischof von Limburg. Jonas Paul hat bei den Maltesern sein „Bufdi“-Jahr absolviert und sich Gedanken gemacht. Er schreibt den Erwachsenen so einiges ins Stammbuch und amüsiert sich über den NSA-Skandal: „NSA ist doch nichts gegen Oma Frieda auf dem Land, die weiß noch mehr.“
Über die Freuden der Busreisenden berichten die Inhaber des Reisedienstes Sonnenschein, alias Bettina Niedermeier und Thomas Spath. Sie müssen sich auf der Berlintour mit einem frühpensionierten Lehrer (Manfred Göbel) herumärgern, der alles besser weiß und am Ende den Bus in den Totalschaden schickt.
Peter Kuhn kommt als Peter Lustig mit Latzhose und kümmert sich liebevoll lächelnd um den Bundeskindergarten, wo mit Bauklötzchen Großprojekte wie Flughafen und Elbphilharmonie entstehen. Er gibt „erzieherische Tipps für Erwachsene“ und sieht Sigmar Gabriel als künftigen Handelsvertreter.
Doris Paul regt sich über die Sauferei auf dem Weihnachtsmarkt auf, kommt aber bei einem ungeplanten Besuch auf den Geschmack und kann von den süßen Warmgetränken nicht mehr genug kriegen. Zum Bürgermeisterkandidaten hat sich Fabian Wahler gemausert, der einräumt, dass er keine Ahnung hat und erfährt, dass genau diese Qualifikation nicht zu unterschätzen ist. Wie er die Stimmen kriegt, weiß er schnell: Jeder der 1000 Einwohner kriegt ein Freibier, das sei billiger als jede Wahlkampfkampagne.
Stasi und Blasi, alias Ludi Paul und Adi Schön, kümmern sich um das politische Stadtgeschehen und sind heuer richtig bissig. „Im Vergleich zum Zeughaus war das Haus in der Jägerstraße richtig schnell entkernt.“ Warum die katholische Kirche immer wieder Probleme hat, haben die beiden herausgefunden: „Jesus war nur Gottes Sohn, der Bischof hat studiert.“
© Martina Harasim
Quelle: Schweinfurter Tagblatt