2013

“Orden


Mein Wochenende: Schweinfurt, wie es singt und lacht

Mein Wochenende

SCHWEINFURT · Der Kachelofen bullerte. Wir saßen beim Frühstück, das man der Zeit wegen auch Brunch hätte nennen dürfen. Das Telefon klingelte. Ein Bekannter hatte Karten für die Schwarze Elf – für Samstag, für den Abend. Wir sagten zu. Wir sind Schweinfurter. Wenn es nichts kostet...

Zurück am Tisch, regten sich die grauen Zellen. Das Holz knisterte, versprühte eine Behaglichkeit, die beim Blick aus dem Fenster und auf die Trostlosigkeit wolkenverhangener fünf Grad minus nicht aufkommt. Was wollte ich heute alles machen? Mit der Blockflöte an Bach verzweifeln, mich darüber ärgern, dass ich das zur Neige gehende Holz noch immer nicht aufgesetzt habe, vielleicht gar die Stiefel wienern?

Ein ruhiger Tag sollte es jedenfalls werden. Ein Tag ohne Termine, ein Tag ohne Blick auf die Uhr, ein freier Abend – von mir aus mit Wilsberg, Kommissar Stolberg oder der römischen Geschichte in gedruckter Form. Der Roman, den ich vor Wochen zu lesen begonnen und den ich schon lange nicht mehr in die Hand genommen hatte, selbst er wurde von Minute zu Minute attraktiver. Aus der Beschaulichkeit wurde jetzt nichts. Kollektive Heiterkeit war angesagt. Ich dachte an die Fernsehübertragung, an eineinhalb Stunden Schwarze Elf, die nicht wirklich prickelnd gewesen waren.

Die Flöte musste am Nachmittag doch noch getrocknet werden. Der Kachelofen bullerte weiter. Den Trainingsanzug vertauschte ich mit Hemd, Hose und Krawatte, das Sofa mit dem Stuhl in der Stadthalle.

Sonntag, 1 Uhr. Wieder daheim. Es war ein prächtiger Abend. Ob Kuhn oder Paul, alle hatten überzeugt. Ich bin zwar kein Freund des Erfinders der Schunkelei geworden, doch davon überzeugt, dass der Fasching auf der Scheibe ein matter ist, und man hingehen muss, wenn Schweinfurt singt und lacht.

© Gerd Landgraf
Quelle: Volkszeitung Schweinfurt

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